acting from zero
Tschüss Olaf* – Statthalter einer besseren Praxis
‘Manches, was Kunst war, ist es nicht länger’, schrieb Adorno im Nachhall von Faschismus und Holocaust in seinem posthum erschienenen Werktorso ‘Ästhetische Theorie’ aus den 40er und 50er Jahren des 20. Jahrhunderts. Wie Recht er behalten sollte, zeigte sich in den Sprengungen und Öffnungen des Kultur- und Kunstbegriffs, durch künstlerische Praxen, die auch nach seinem Tod, postmodern und post-postmodern, die Werk-, Genre-, Methoden- und Formfragen ad absurdum führten, und das Projekt der Moderne, Kunst und Kultur von der Ignoranz unfreier Vorgaben und Vorurteile zu befreien, auf den Punkt, in den Kontext und in die umfassende gesellschaftliche Erweiterung brachten.
Heute zeigt sich das Betriebsystem Kunst als eine kulturelle Echokammer, in der es den Protagonist*innen kaum noch, bis gar nicht mehr gelingen kann, gesellschaftliche und kulturelle Dynamik und Relevanz zu generieren. Eine künstlerische Realität, die sich in bitterer Weise im Prädikat ‘nicht systemrelevant’ in einer der größten Freiheits- und Wertekrisen unserer Zeit spiegelt und bestätigt. Eine gesellschaftliche Wertekrise, die als Gesundheitskrise die gesamte gesellschaftliche und mediale Realität in Echokammern spaltet.
Es wird eine ganze Generation ihrer Perspektiven beraubt und unsere Kinder, im wahrsten Sinne des Wortes, ihrer Spielräume. Es herrscht manipulierte politische Verwirrung, algorithmengesteuerter Populismus, Infotainment, soziale und medizinische Angst, exponentiell zerstörerische Umleitung von Finanzströmen und gefährliche Umformung und Verschärfung von Machtgefügen. Adornos Setzung wird heute in neuer erschreckend ohnmächtiger Weise relevante Realität und Wahrheit: Kunst und das, was in einem tatsächlich konsequenten Sinne als solche verstanden werden kann, kann einfach kaum noch.
Eine Krise der Kunst, vor einer Krise der Gesellschaft, vor einer noch tiefer liegenden Krise der Menschheit. – www.hungerstreik2021.de – Eine Inszenierung, eine Aktion. Ein ‘Bild’ stattfindender sozialer Plastizität, das auf die tief liegende omnipräsente Krise der menschengemachten Erderwärmung diskursformend aktiv reagiert. Was ist das Bild, was ist der Text, was ist die Aktion. Was ist künstlerische Praxis. Was wird sichtbar, was bleibt verdeckt. Was wird durch die Sichtbarkeit verdeckt. Was wird durch Unsichtbarkeit sichtlich sichtbar. Was bleibt unsichtbar.
*) Tschüss Olaf, 18.9.21, der Hungerstreikende Jacob Heinze verabschiedet sich nach kurzem Gespräch vor dem Camp der Hungerstreikenden auf dem Gelände des Reichstagsgebäudes vom SPD-Spitzenkandidaten Olaf Scholz mit den Worten: ‘Vielen Dank. Wir sehen uns hoffentlich nächsten Donnerstag, mein Lieber – Tschüss, Olaf.’ Es wird der dringend notwendige Paradigmenwechsel markiert. https://www.youtube.com/watch?v=AwdwQ9B8H8g&t=1120s
25.9.21, Einen Tag vor der Bundestagswahl sichert Olaf Scholz unter dem Druck, der als trockenen Hungerstreik fortgeführten Aktion, ein öffentlichen Gespräch innerhalb von vier Wochen nach der Wahl zu. Daraufhin brechen die Hungerstreikenden Lea Bonasera und Henning Jeschke den trockenen Hungerstreik ab. Die Medienpräsenz und öffentliche Diskussion der Aktion nimmt nach einem kurzen Hype wieder rapide ab. Konkretes zu Zeitpunkt und Form des Gesprächs ist bei Erstellung dieses Profils (5.10.21) nicht öffentlich bekannt.
Der am 24.9. im Online Magazin der Wochenzeitung Zeit veröffentlichte Essay von Raphael Thelen, ‘Wie weit darf Wut gehen’, der sich mit den aktuellen Formen zivilen gewaltfreien Ungehorsams und der Radikalisierung der Klimabewegung auseinandersetzt, erwähnt die Aktion nicht.
https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2021-09/klimabewegung-klimakrise-fridays-for-future-friedliche-demonstration-radikalisierung-gewalt
weitere Links zur Aktion:
https://www.youtube.com/watch?v=v4QoRHRCXbE&t=2879s
21.9.21, Bundespressekonferenz, Regierungssprecher Steffen Seibert zur Position von Angela Merkel zum Hungerstreik
https://bit.ly/3kph3Mi
10.9.21, Bundestagsabgeordneter Cem Özdemir (Bündnis90/Die Grünen) und der Hungerstreikende Henning Jeschke vor dem Camp der Hungerstreikenden
http://hungerstreik2021.de/wp-content/uploads/2021/09/Schellnhuber-210922-Offener-Brief426.pdf
22.09.21, Offener Brief von Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber zum Hungerstreik.
#takethechair – Drei Stühle werden frei bleiben, nehmt sie euch!
https://take-the-chair.com/
Aus dem ‘Hungerstreik der letzten Generation’ wird der Aufbruch der Vielen.
22.9.21, Statement und Einladung an die Öffentlichkeit nach Abbruch des Hungerstreiks von sechs der Kerngruppe der Hungerstreikenden, der am 30.8. begonnen hatte.
https://www.youtube.com/watch?v=9PT1pJ6HuFE
24.9.21, Das bisher letzte Video der Gruppe der Hungerstreikenden: Der Körper als Druckmittel – vollständiges Porträt des ‘Hungerstreiks der letzten Generation’. (Stand 5.10.21)
‘Kunst ist nicht nur der Statthalter einer besseren Praxis als der bis heute herrschenden, sondern ebenso Kritik von Praxis als der Herrschaft brutaler Selbsterhaltung.’ Theodor W. Adorno, Ästhetische Theorie’.
Lassen wir der Theorie künstlerische Praxis folgen!
Mari Brellochs
radikale nonduale künstlerische Praxis – Kein Ich. Keine Bio. Kein Staat.
radical nondual artistic practice – no ego. no bio. no government.
A=A / acting from zero / handeln vom nullpunkt
studioA=Ateam:
Mari Brellochs
Sophia Elstermann
Darius Kolski
Claudia Mocker
