The Watch

Es ist nicht einfach, in diesem Turm zu sein. Es gibt nichts außer Dir selbst. Schon der Zugang ist kompliziert und es ist schwer in eine Arbeit zu kommen. Es gibt keine Internetverbindung, niemand kommt zu Besuch, und am Ende des Tages erwartet niemand etwas von Dir. Die Intensität des Ortes lässt wenig anderes zu als die Erfahrung des Turms selbst und des Ausblicks aus ihm heraus. Er hat seine eigene Geschwindigkeit. Er nimmt sich seine eigene Zeit. Es ist, als ob der Raum selbst eine Fiktion halluziniert und die Menschen innerhalb seiner Mauern dazu zwingt, in einer Lücke zwischen den Zeiten zu arbeiten.

(Clément Layes in: The Watch, 2017)

Der ehemalige DDR-Grenzwachturm im Schlesischen Busch, ein Relikt des Grenzapparats während der Zeit der Teilung Berlins, blickt auf eine lange Tradition kultureller und künstlerischer Produktion seit der Wiedervereinigung zurück. Seit 2004 wird das Gebäude von FLUTGRABEN e. V. betreut und war seitdem Ort für zahlreiche Ausstellungen, Vorträge, Vorführungen und Residencies.

In den letzten Jahren hat sich das Gebäude immer mehr zu einem Ort der Reflexion entwickelt: Künstler*innen, Autor*innen, Choreograph*innen und andere Denker*innen sind eingeladen, Zeit im und um den Turm herum zu verbringen, um über die Struktur und Beschaffenheit des Gebäudes, seine Geschichte, seine Zukunft und auch seine gegenwärtige Position innerhalb der kulturellen und politischen Landschaft Berlins nachzudenken. Mehr als ein bloßes Überbleibsel aus dem Kalten Krieg ist er ein Behältnis für die widersprüchlichen Narrative der vergangenen 30 Jahre und dient gleichzeitig als Projektionsfläche für die Zukunft. Der Turm taucht ebenso schnell auf, wie er verschwindet, ein Grenzposten zwischen rasender Gentrifizierung und fast schon Vergessenem – seine schlummernde Energie überträgt Sehnsüchte und Fehlschläge, Einatmen und Ausatmen.

The Watch lädt seine Gäste ein, sich Zeit zu nehmen, um zu betrachten, zu observieren und den Raum einzunehmen, sich die Passivität des Gebäudes anzueignen und zu schauen – zu betrachten, zuzusehen, sich vorzusehen.

 The Watch besteht aus einer Gruppe von Künstler*innen und Kulturproduzent*innen, die auf ehrenamtlicher Basis arbeiten. Die Gruppe kommuniziert jährlich aktuelle Themen, Formate und Programm des Grenzwachturms – entweder durch direkten Einladungen oder durch Open Calls. Open Calls werden in der Regel zu Beginn des Jahres auf unserer Website angekündigt.

The Watch sind zur Zeit Jean-Ulrick Désert, Franziska König-Paratore, Dominique Hurth, Irina Novarese und Jo Zahn.

Weitere Informationen: thewatch-berlin.org

Kontakt: residency.wachturm@gmx.de

Instagram: residency.wachturm